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Physiokratie: Die Physiokratie war eine Wirtschaftstheorie aus dem 18. Jahrhundert, die die natürliche Ordnung in der Landwirtschaft als wichtigste Quelle des Wohlstands hervorhob. Sie plädierte für minimale staatliche Eingriffe in die Wirtschaft und vertrat die Auffassung, dass Land die einzige Quelle des Wohlstands sei, wobei die landwirtschaftliche Produktivität die wichtigste Triebkraft des Wirtschaftswachstums sei, und lehnte eine merkantilistische Politik zugunsten des Freihandels und niedriger Steuern auf die Landwirtschaft ab. Siehe auch Wirtschaft, Interventionen, Wirtschaftswachstum.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Victor Riqueti de Mirabeau über Physiokratie – Lexikon der Argumente

Mause I 39
Physiokratie/Mirabeau: („Herrschaft der Natur“): Blütezeit: vom Erscheinen von Quesnays „Tableau Economique“ (1758) bis zum Sturz Turgots als Finanzminister (1776).
Die Physiokraten postulierten die Existenz einer natürlichen Ordnung („ordre naturel“), die durch die Vernunft erkannt und realisiert werden könne (Damit standen sie unter dem Einfluss von Descartes). Was die Ökonomie angeht, so sei diese Ordnung durch Freiheit, Wettbewerb und Privateigentum gekennzeichnet. Dementsprechend waren die Physiokraten entschiedene Vertreter von Freihandel und Wettbewerbsfreiheit („ laissez faire, laissez passer“) – auch und vor allem weil sie sich davon eine Förderung der Landwirtschaft versprachen. Diese stand im Zentrum ihrer ökonomischen Konzeption: Denn die Landwirtschaft wurde als alleinige Quelle allen Reichtums angesehen; nur durch die Landwirtschaft würde ein „Überschuss“ („produit net“, also das Volkseinkommen) erwirtschaftet werden.
Steuern: Die Physiokraten schlugen eine Grundsteuer als alleinige Quelle der Staatsfinanzierung vor („impôt unique“); denn da die Staatseinnahmen letztlich aus dem erwirtschafteten Überschuss stammen müssten und dieser ausschließlich durch die Landwirtschaft erzeugt würde, sei es nur folgerichtig, ausschließlich Landwirtschaft bzw. Grund und Boden zu besteuern.(1)
>Volkswirtschaft/Quesnay
, >Besteuerung.
Aus heutiger Sicht bemerkenswert ist außerdem, dass sich bei den Physiokraten die erste Formulierung des Gesetzes vom abnehmenden Grenzertrag findet. Dieses besagt, dass mit fortgesetzter Erhöhung des Einsatzes eines Produktionsfaktors die dadurch jeweils ermöglichte Steigerung des Outputs abnimmt.

1. Mirabeau, Victor Riqueti de, Philosophie Rurale, Amsterdam 1764.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

EconMira I
Victor Riqueti de Mirabeau
Philosophie Rural Bd I - III Amsterdam 1764

Mause I
Karsten Mause
Christian Müller
Klaus Schubert,
Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018

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